Eine neue Idee für den Garten: Wir wollen ein dekoratives Insektenhotel aufstellen. Das gibt es bestimmt schon, oder?
Aber na ja, etwas „Selbstgebautes“ wäre natürlich auch schön!
Vorbereitungen
Recherche – was ist zu beachten?
Nach einigen Recherchen im Internet waren das für mich die wichtigsten Erkenntnisse:
- Ideal ist die Verwendung eines härteren Holzes (z.B. Buche oder Eiche).
- Die Löcher sollten verschieden groß sein (2 – 10 mm).
- Die Löcher sollten ca. 10 cm tief gebohrt sein.
- Ein Abstand von ca. 2 cm sollte eingehalten werden.
- Die Löcher und die Oberfläche sollten glatt sein, damit sich die Insekten in der Nisthilfe nicht verletzen.
- Als Aufstellort sollte ein sonniger Platz gewählt werden.
Materialauswahl
Wir wollten auf jeden Fall natürliche Materialien nutzen. Also sollte es eine Holzstele sein. Gewünscht hatten wir uns einen 16 x 16 cm dicken Balken, der ca. 180 cm hoch sein sollte.
Das Material zu bekommen ist nicht ganz so einfach. Eine Internet-Recherche ergab, dass solche Balken aus Eiche oder Buche zwar im Handel erhältlich sind, sie aber ganz schön teuer sind und der Transport genauso teuer ist wie das Holz selber.
Also sind wir zum Holzhändler in die Stadt gefahren. Der hatte in der gewünschten Breite allerdings nichts da, kam aber mit der Frage, ob es auch ein alter Balken sein dürfte. Sie hätten aus dem Abbruch eines Fachwerkhauses noch ein paar Balken übrig. Welche Gelegenheit!
Gesagt getan, allerdings war der Balken 5 m lang und wir konnten ihn nur als Ganzes kaufen. Den Balken haben wir dann in 4 Teile geteilt und hatten zusätzlich zum Insektenhotel noch weitere Möglichkeiten gewonnen.
Zwei Teile davon sind schon an anderer Stelle im Garten dekorativ aufgestellt:

Die Löcher
Zunächst ist die Größe der Löcher wichtig, da Insekten verschiedener Größen in den Löchern nisten sollen. Ich habe mich für die folgen Größen entschieden:
8mm, 6mm, 5mm und 4mm.

Design
Die große Frage war für mich, wie ich die Löcher anordnen sollte. Ein Abstand von ca. 2 cm sollte eingehalten werden.
Aber da musste noch ein Muster her. Als „Nerd im Garten“ habe ich dann Excel bemüht. Die Anordnung der Löcher sollte einer Kosinuskurve folgen. In einer Tabelle habe ich dann berechnet, welche Abstände die Löcher jeweils bei einem vertikalen Abstand von 2 cm horizontal vom Rand haben.
Das Bild zeigt das daraus berechnete Diagramm:

Die Positionen für die Löcher, also die Abstände von der Seite habe ich als Tabelle ausgedruckt. So theoretisch gewappnet habe ich die Löcher angezeichnet. 250 Löcher waren es insgesamt. Jedes Loch sollte ca. 10 cm tief sein.
Bohren und Schleifen
Bohren
Für die Löcher habe ich Schlangenbohrer benutzt. Schlangenbohrer sind sehr gut geeignet, wenn präzise und tiefe Löcher in Holz gebohrt werden sollen. Meistens sind sie mit einer Schraubspitze ausgestattet, die den Bohrer automatisch in das Holz „hineinzieht“. Dadurch ist das Bohren sehr viel einfacher. Durch die lange spiralförmige Wendel ist außerdem der Abtransport der Späne bei den tiefen Bohrungen besser. Beim Arbeiten mit dem Schlangenbohrer entstehen außerdem sehr glatte Löcher. Alles in Allem ist das Bohren mit Schlangenbohrern sehr einfach und effizient.
Zum Abmessen der Löcher habe ich mit Zwingen an einer Seite des Balkens ein Richtscheit befestigt. Dadurch bekam ich eine gerade Kante zum Messen.

Mit zwei Zollstöcken, einen am Richtscheit für die vertikale Ausrichtung (alle 2 cm) und dem anderen in der Hand ging es los.
Mit Unterstützung der besten Ehefrau von allen, die mir die jeweiligen Maße für den Abstand angesagt hat, habe ich alle Löcher erst mit den Bohrern markiert und danach bis auf 10 cm Tiefe ausgebohrt.


Schleifen
Da die Insektenflügel sehr empfindlich sind, muss noch sichergestellt werden, dass keine Fasern aufstehen, die Löcher auch innen glatt sind und der Bohrstaub entfernt wird.
Den Staub habe ich mit Hilfe eine Kompressors aus den Löchern ausgeblasen. Danach habe ich mit einem Schwingschleifer die Oberfläche behandelt und glatt geschliffen (240er Körnung). Mit sehr feinem Schleifpapier habe ich dann noch die Zimmereingänge bearbeitet. Noch einmal den letzten Staub abblasen und fertig.
Jetzt musste das Insektenhotel nur noch seinen Platz finden.
Aufstellen des Insektenhotels
Zunächst war zu beachten, wie ein Insektenhotel aufgestellt werden soll. Als Standort kommt ein sonniger Platz in Frage. Idealerweise sollte er auch wind- und regengeschützt und gut sichtbar sein.
Bei uns ist der Standort unter dem Rand der Krone eines Ahorns; die Zimmereingänge sind nach Süden ausgerichtet und bekommen viel Sonne und wenig Regen ab.
Da die Eichenstele ca. 35 kg schwer ist, musste eine Idee her, wie sie stabil aufgestellt werden konnte. Um zu vermeiden, dass die Stele von unten nass wird bzw. Feuchtigkeit hochsteigt, sollte sie keinen Bodenkontakt haben.
Ein Betonfundament wollten wir nicht herstellen. Die nächste Idee war eine große Einschlaghülse zu verwenden. Für einen Balken mit 16 x16 cm bin ich im Baumarkt meines Vertrauens allerdings nicht fündig geworden. Eine schmalere Variante erforderte das Sägen von Schlitzen, damit ich die Einschlaghülse von unten einstecken kann. Das erwies sich als nicht praktikabel.
Die Befestigung sollte auch nicht sichtbar sein.
Bei Instagram wurden wir schließlich fündig. Dort hat jemand Holzbalken als Gartendekoration aufgestellt und von unten Löcher hineingebohrt, in die dann Moniereisen (auch Betonstahl, Armierungseisen, …) gesteckt wurden. Das Ganze wurde dann in den Boden geschlagen.
Für unseren Brocken mussten es dann allerdings etwas dickere Stäbe sein. Ich habe mich für einen Durchmesser von ca. 2 cm entschieden. Mit einem 24 mm Schlangenbohrer habe ich 3 ca. 15 cm tiefe Löcher von unten in das Holz gebohrt.
Die Metallstäbe haben ich mir vom lokalen Baustoffhändler auf 80 cm zuschneiden lassen.

Da der Balken doch recht schwer ist, haben wir Klettgurte genutzt, um ihn gut tragen zu können. Der Balken wurde dann an die richtige Stelle bugsiert und mit einem Vorschlaghammer in die Erde getrieben.
Beim Einschlagen blieb ein Abstand von ca. 5 – 10 cm zwischen der Unterseite des Balkens und dem Boden, um den Kontakt mit dem feuchten Erdreich zu verhindern. Da mir eine Kapillarwirkung von Eisenstangen nicht bekannt ist, sollte daher der Balken von unten trocken bleiben 8-)).
Durch die drei Stäbe, die nun 60 cm in der Erde stecken, ergibt sich eine gute Kippstabilität.

Der Vorteil dieser Konstruktion ist, dass sie jederzeit wieder entfernt werden kann. Der Balken wird durch sein Gewicht sehr gut am Platz gehalten und kann jederzeit „einfach“ heruntergenommen werden.
Das fertig Insektenhotel sieht dann so aus:

In der Nähe haben wir Insektentränken aufgestellt und das Magerbeet mit insektenfreundlichen Pflanzen ist auch nicht weit entfernt.
Einzug der Insekten
Schon kurz nach dem Aufstellen des Insektenhotels interessierten sich verschiedene Insekten für die neue Nistmöglichkeit. Nach ein paar Tagen waren die ersten Löcher verschlossen. Insbesondere die kleineren Löcher waren schnell besetzt. Das Gewusel der Insekten bei der Wohnungssuche zu beobachten, macht richtig Freude!
Pflege des Insektenhotels
Zur Pflege des Insektenhotels kann ich noch nicht viel sagen. Diesen Bereich werde ich im neuen Jahr aktualisieren.
Als zusätzlichen Hingucker haben wir daneben noch eine weitere Stele aufgestellt und darauf eine Figur montiert:

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